

Unterwegs zu den Berggorillas
Eines der absoluten Highlights, für das wir extra nach Uganda gekommen waren, war das Trekking zu den Berggorillas. Nach einer langen Fahrt durch die Berge erreichten wir das Kurungi Camp, ganz in der Nähe des Bwindi Impenetrable Forest. Dort wurden wir herzlich von der Gastgeberin empfangen, die uns den Campingplatz zeigte. Kleine Überraschung: Mit unserem Auto konnten wir den Platz nicht erreichen und das Dachzelt abzubauen war keine Option. Zum Glück gab es Zimmer, die wir nutzen konnten. Allerdings akzeptierten sie keine Kreditkarten und wir hatten nicht genug Bargeld. Zum Glück löste sich das Problem schnell mit ein paar Nachrichten und Telefonaten mit Charlie’s Travels, die den Betrag für uns überwiesen.
Am Abend, zwischen den Regenschauern, saßen wir am Lagerfeuer und kamen mit dem Besitzer ins Gespräch. Er erzählte uns viel über Uganda und gab uns einen Einblick ins Alltagsleben. So erfuhren wir zum Beispiel, warum Kinder in den Dörfern oft dicht neben oder hinter Autos herlaufen: Sie versuchen aufzuspringen, um eine Mitfahrgelegenheit zu ergattern. Lokale Fahrer heben dann meist warnend den Finger, worauf die Kinder aufhören. Wir als Mzungu (Weiße) winkten jedoch fröhlich zurück – und sorgten so dafür, dass die Kinder noch länger mitliefen. Wieder was gelernt.

Eine magische Begegnung in Bwindi
Am nächsten Morgen klingelte der Wecker früh. Dies war der Moment, auf den wir gewartet hatten, wir würden den Berggorillas von Bwindi begegnen. Der Bwindi Impenetrable Forest ist weltberühmt für seine Gorillapopulation, und heute hofften wir, ihnen gegenüberzustehen.
Im Hauptquartier mussten wir uns registrieren und unsere Permits vorzeigen. Während wir warteten, wurden wir von einer Gruppe lokaler Frauen und Mädchen mit Gesang und Tanz begrüßt. So viel Emotion und Ausdruck, es war unglaublich bewegend.
Dann wurde unsere Trekkinggruppe zusammengestellt. Wir wurden mit zwei älteren Damen und einem eher divahaften Mädchen mit Handtasche eingeteilt. Das bedeutete, dass wir eine Gorillagruppe besuchen würden, die relativ nah am Rand des Parks lebte. Einerseits schade, weil wir nicht so tief in den Wald gingen, andererseits vielleicht spannend, falls jemand von der sogenannten African Helicopter (dem Rettungshubschrauber) abgeholt werden musste.
Schon auf den ersten Metern zeigte sich, dass die Tour für manche schwierig werden würde. Eine Dame hatte einen Träger engagiert, um ihre Tasche zu tragen und sie zu unterstützen, war aber schon vor dem Betreten des Waldes völlig erschöpft. Der Guide riet ihr zurückzukehren, doch sie wollte nicht aufgeben. Die andere Dame ohne Träger stürzte gleich zweimal auf dem Hinweg. Es würde also noch spannend werden.
Wir liefen inzwischen vorne mit unserem Guide. Über Funk hörte er, dass die Scouts, die schon früh aufgebrochen waren, die Xmas Gruppe gefunden hatten. Diese Gorilla Familie ist nach dem Silberrücken benannt, der an Weihnachten geboren wurde und nun Anführer von zehn Tieren ist. Als wir uns durch das dichte Dickicht schlugen, mussten die Guides immer wieder Zweige und Pflanzen weghauen, bis wir sie plötzlich sahen.
Zuerst einen verspielten Teenager und ein Baby in den Bäumen. Kurz darauf sprang der imposante Xmas selbst auf und beobachtete uns aufmerksam von oben. Wir durften eine Stunde bleiben und sahen in dieser Zeit sechs der zehn Familienmitglieder – ein fantastisches Ergebnis, denn im dichten Wald sind sie manchmal schwer zu finden.
Da die Familie an Menschen gewöhnt war, wussten die Guides genau, wie sie sich verhalten mussten. Sie machten beruhigende Laute oder klopften sanft auf ihre Brust, um zu zeigen, dass keine Gefahr bestand. Die Gorillas akzeptierten unsere Anwesenheit und gingen weiter ihrem Alltag nach: essen, klettern, spielen. Manchmal waren sie nur drei Meter entfernt.
Unsere Mitreisenden gaben schnell auf und gingen zurück, unverständlich für uns, sodass wir mit unserem Guide alleinblieben. Wir sahen ein Baby, das gestillt wurde, anschließend seine Mutter beim Lausen und sogar einen kleinen Kuss. Ein magischer Moment.
Gerade als wir gehen wollten, stellte sich ein junger Gorilla noch einmal aufrecht hin und trommelte auf seine Brust, als wolle er uns herausfordern. Mit einem breiten Lächeln und einer unvergesslichen Erinnerung kehrten wir zurück in die Zivilisation.

Siege im Dschungel
Das Gorilla Trekking war nicht nur ein unglaubliches Erlebnis, sondern auch ein wichtiges Projekt für den Schutz der Tiere. Die Einnahmen aus den Permits fließen direkt in Forschung, Naturschutz und die Unterstützung der lokalen Community. Und es wirkt: die Zahl der Berggorillas wächst wieder!
Mit einem fetten Grinsen kehrten wir zur Gruppe zurück. Dort wartete schon der „African Helicopter“, eine Notfallhelikopter und dreizehn Porter, die eine Dame zurückbegleiten mussten. Nach einer schnellen Lunchpause folgte für uns ein harter Anstieg zur Parkplatzebene. Dann fing es an zu regnen. Die Guides wurden unruhig: „Wenn der Regen kommt, haben wir ein großes Problem zurückzukommen!“ Also Gas geben, bevor die Straßen im Matsch unpassierbar wurden.
Für uns war es doppelt spannend, denn wir mussten selbst fahren, ohne Chauffeur. Die Straßen waren eng, voller Steine und Schlaglöcher, rechts von uns der tiefe Abgrund. Ein Ranger mit riesigem Gewehr sprang in unser Auto, um uns zu begleiten.
Auf einem steilen Stück ging der Wagen plötzlich aus. Trotz Handbremse und Fußbremse rutschten wir langsam rückwärts. Panik bei Meike! Der Ranger blieb cool: „Do not be afraid.“ Matthijs feuerte sie an, während Porter schnell Steine hinter die Reifen legten. Mit Allradantrieb und viel Nervenstärke schafften wir es nach oben. Was für ein Sieg!

Vom Regenwald zur Savanne
Nach dem Abenteuer in Bwindi ging es für uns in eine ganz andere Welt: die Savanne des Queen Elizabeth National Parks. Vor uns lag eine Fahrt von gut fünfeinhalb bis sechs Stunden, in unserem Mzungu-Tempo natürlich etwas länger. Unterwegs kam die Nachricht, dass unsere Bootstour auf dem Kazinga Kanal wegen des Wetters eine Stunde früher starten würde. Also keine lange Mittagspause, sondern direkt weiter!
Gerade rechtzeitig erreichten wir die Brücke über den Kanal. Mit einem kalten Bier in der Hand (danke an den Mini-Kühlschrank im Auto!) stiegen wir auf unser Privatboot. Zu unserer Überraschung wartete es exklusiv nur auf uns. Unser Guide Mubarack war nicht nur mega sympathisch und kompetent, er hatte auch einen ungewöhnlichen Wunsch: er wollte ein paar deutsche Schimpfwörter von uns lernen.
Der Kazinga Kanal ist eine 40 Kilometer lange Wasserstraße, die zwei große Seen miteinander verbindet. Vom Boot aus hatten wir einen grandiosen Blick auf das Tierleben an den Ufern und im Wasser: unzählige Nilpferde, ein Leguan, Elefanten beim Trinken, zwei Wasserböcke, mehrere Baby-Krokodile und ein ausgewachsenes Krokodil, das langsam durchs Wasser glitt. Und überall: Vögel in allen Größen und Farben.
Mubarack erzählte uns beeindruckende Geschichten über das Leben am Kanal. Jedes Jahr sterben noch immer Menschen durch Krokodile – vor allem Fischer, die zu nah ans Wasser gehen. Das letzte Opfer? Von ihm wurden nur Kopf und Arm gefunden... Auch von seinem eigenen Bruder berichtete er: ein Nilpferd hatte ihn ins Bein gebissen, vermutlich weil es dachte, es sei ein Ast, den es wegschieben wollte. Sein Bruder lag sechs Monate im Krankenhaus, konnte das Bein aber behalten.
Wir waren heilfroh, sicher auf dem oberen Deck unseres Bootes zu sitzen! Eine unvergessliche erste Begegnung mit der Safari-Welt.

Auf der Suche nach baumkletternden Löwen
Am nächsten Morgen klingelte der Wecker um 5:30 Uhr. Um 5:45 saßen wir schon beim Frühstück im Engiri Camp. Wir schliefen dort in einem aufgestellten Zelt – praktisch, weil wir nicht im Dunkeln an unserer Dachzelt-Konstruktion herumfummeln mussten und gleich startklar waren. Für die Morgensafari baten wir wieder Mubarack, unser Guide zu sein. Der Queen Elizabeth National Park ist nämlich bekannt für ein echtes Naturphänomen: baumkletternde Löwen. Weltweit gibt es nur zwei Orte, an denen Löwen dieses Verhalten zeigen und hier ist einer davon. Also Daumen drücken für ein bisschen Glück!
Die Guides und Ranger stehen ständig in Kontakt, tauschen Infos aus und telefonieren, um die besten Spots durchzugeben. Ohne diese Updates wäre es unmöglich, in diesem riesigen Park gezielt Tiere zu finden. Wir genossen es, dass wir diesmal nicht selbst fahren mussten und uns voll aufs Beobachten konzentrieren konnten.
Während der Fahrt sahen wir Elefanten, große Herden von Ugandan Kob, Wasserböcke, ein schlafendes Flusspferd in einer Schlammpfütze, grasende Hippos und ein paar Warzenschweine. Und dann, in der Ferne, eine Reihe Autos, die stillstanden. Ein untrügliches Zeichen, dass es etwas Besonderes zu sehen gab. Offroad fahren war verboten, also konnten wir nicht nah ran. Aber dank Fernglas entdeckten wir doch noch einen Leoparden, der sich im Schatten eines Busches versteckte. Wow!
Nach dieser aufregenden Runde hielten wir noch kurz bei einem lokalen Mechaniker. Aus unseren Bremsen kam ein komisches Geräusch, er tauschte kurzerhand die linke Vorderradbremse aus und schon waren wir wieder fit fürs nächste Abenteuer.
Am Nachmittag wurde es brütend heiß. Perfekte Gelegenheit für eine Pause. Wir packten unseren kleinen Kocher aus, machten uns ein einfaches Mittagessen und sammelten Energie für die nächste Safari-Runde.

Zurück in die Savanne und zwei Leoparden als Highlight
Um 16:00 Uhr durften wir wieder los! Mubarack, genauso motiviert wie wir, wollte unbedingt eine zweite Runde drehen. Klar, dass wir sofort dabei waren. Schon bald sahen wir wieder Elefantenfamilien – kleine Babys, die sich zwischen den Großen versteckten. Der Rest der Tierwelt war allerdings ziemlich still. Sogar an den Schlammpools, wo normalerweise Schildkröten abhängen, war nichts los.
Nach gut einer Stunde zogen plötzlich dunkle Wolken auf. Innerhalb weniger Minuten befanden wir uns mitten in einem heftigen Gewitter. Platzregen prasselte über die Savanne, Windböen rissen an den Bäumen, Blitze erhellten den Himmel. Ein komplett anderes Abenteuer als noch am Morgen!
Gegen 18:00 wollte Mubarack die Safari abbrechen – zu gefährlich bei diesem Wetter. Aber Matthijs hatte andere Pläne: „Wir haben bezahlt, also probieren wir noch eine Stunde!“ Und er hatte recht. Kaum klarte der Himmel wieder auf, geschah das Unerwartete: direkt vor uns tauchten zwei Leoparden auf. Ganz nah, wunderschön und extrem selten.

Die verzauberten Crater Lakes, per Boda ins Hinterland
Nach den weiten Savannen fuhren wir weiter zu den Crater Lakes , ein Gebiet in dem alte Vulkankrater heute mit Wasser gefüllt sind und funkelnde Seen bilden. Beim Frühstück an unserem Zelt tobten kleine Meerkatzen um uns herum. Besser kann ein Tag nicht starten!
Kurz darauf sprangen wir hinten auf eine Boda, ein Motorrad-Taxi, und fuhren mit Guide Noa durchs Hinterland. Mit dabei war Willem, ein Niederländer-Kanadier. Solche Boda-Touren gehören zu den besonderen Erlebnissen von Charlie’s Travels. Orte, die du mit dem Auto niemals erreichen würdest.
Wir passierten unzählige Seen, jeder mit seiner eigenen Farbe und Geschichte. Noa erklärte uns lokale Traditionen und wie Landverkäufe ablaufen: als Grenzmarkierungen werden bestimmte Pflanzen gesetzt. Manchmal verirren sich sogar Nilpferde in die Seen, tagsüber bekommt man sie aber kaum zu Gesicht.
Ein Highlight war der Aussichtspunkt am See, der auf dem 20.000 Shilling Schein abgebildet ist. Wunderschön – und mit einer unerwarteten Geschichte. Vor 1965 lebte hier niemand. Das Gebiet war ein Verbannungsort wegen der Dogflies, Insekten, die Elephantiasis auslösen. Erst später überließ ein Chief das Land einer anderen Community. Sie rodeten Bäume, begannen mit Landwirtschaft und bauten Dörfer. Die Dogflies verschwanden. „Entweder ausgestorben oder irgendwo, wo wir sie nicht kennen,“ grinste Noa.
Wir besuchten auch einen lokalen Markt und sahen traditionelle Häuser aus Lehm und Kuhdung. Gebaut mit Holz, Erde und einer Schicht Dung außen. „Sieht aus wie die Häuser der Maasai in Tansania,“ meinte Meike. Überraschung: null Gestank, dafür innen angenehm kühl!

Eine Kaffee Tour mit goldenem Touch
Nach einem Mittagessen und einer erfrischenden Waschpause, der Staub war einfach überall, schlossen wir uns Willem an für eine Kaffee-Tour. Los ging’s mit einem Spaziergang durch die Hügel, bei dem uns der Hund des Guides fast umgerannt hätte. „Sein Herrchen ist ziemlich streng,“ erklärte der Guide, „darum bleibt er lieber dicht bei den Touristen.“
Unser Kaffee-Experte des Tages war Sunday Godfried, ein lokaler Bauer. Er empfing uns in seinem traditionellen Haus und nahm uns dann mit auf seine Plantage. Seine eigene Ernte war Robusta, unterwegs zeigte er uns aber auch Arabica-Pflanzen. Wir lernten den kompletten Prozess kennen: zwölf Schritte von Hand: Pflücken, Schälen, Sieben, Trocknen, Rösten und Mahlen. Nur das Trocknen hatte er schon erledigt, denn das dauert zwei Wochen.
Am Ende probierten wir unser eigenes, handgemachtes Tässchen Kaffee serviert mit einer Banane, so wie es die Locals machen. Herrlich! Natürlich nahmen wir ein kleines Päckchen Bohnen und frisch gemahlenen Kaffee mit nach Hause.
Währenddessen plauderte Matthijs angeregt mit Sundays 13-jährigem Sohn. Schnell wurde klar, dass sie eine gemeinsame Leidenschaft hatten: Fußball! Besonders die englischen Clubs mit niederländischen Spielern beeindruckten ihn. Ein perfektes Ende für dieses ganz besondere Erlebnis.

Mit dem Duft von Regen auf der Savanne in der Nase und dem Echo brüllender Gorillas in den Ohren verabschieden wir uns von diesem besonderen Land. Doch ein Teil von Uganda reist mit – in unseren Erinnerungen, in unseren Geschichten und vielleicht sogar in dieser kleinen Tüte Kaffeebohnen. Jeder Schluck bringt uns zurück in die Hügel der Crater Lakes.
Bis zum nächsten Mal, Pearl of Africa!